LRS

10 effektive Übungen für Kinder mit LRS

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Julia Pigola (Bild: privat)

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Gastbeitrag von Julia Pigola. Julia ist eine integrative Lerntherapeutin gemäß den Standards des Fachverbandes für integrative Lerntherapie (FiL) und arbeitet bei den Worthelden. Seit über sechs Jahren unterstützt sie erfolgreich Kinder und Jugendliche, die an Legasthenie leiden, durch maßgeschneiderte eins zu eins Lerntherapie. Julia legt großen Wert auf einen individuellen Ansatz, der die einzigartigen Bedürfnisse jedes Kindes berücksichtigt und darauf abzielt, sowohl die schulischen Fähigkeiten zu stärken als auch das Selbstvertrauen und die Freude am Lernen wiederherzustellen.

Die Zeit in der Schule ist herausfordernd. Im Verlauf der Schuljahre merkt jedes Kind, dass niemand alles kann. Jeder hat einen Bereich oder ein Fach, das vielleicht nicht das stärkste ist. Kinder, die Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen haben, fühlen sich häufig in vielen Fächern schwach. Denn Lesen und Schreiben bilden die Grundlage für den meisten Lernstoff und ohne das ist die Teilhabe am Unterricht sehr schwierig.

 

Was ist eine Lese-Rechtschreib-Schwäche?

Für Kinder ist das Lesen- und Schreibenlernen wie das „Entschlüsseln“ eines neuen Codes aus Buchstaben und Symbolen. Bei einer LRS fällt dieser Prozess jedoch deutlich schwerer, da betroffene Kinder diesen Code nicht wie üblich erfassen können. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich bei LRS um eine spezifische Lernstörung, die nicht durch mangelnde Beschulung, niedriges Intelligenzniveau oder psychische oder neurologische Beeinträchtigungen erklärbar ist.

Typische Anzeichen einer LRS beim Lesen:

  • Stockendes, lautierendes Lesen: Kinder stocken oft, wiederholen Buchstaben oder verlieren die Zeile.
  • Fehlerhaftes Lesen: Wörter werden oft falsch gelesen oder geraten, da das Lesen sehr mühsam ist.
  • Langsames Lesen: Das Lesen beansprucht viel Zeit, und das Leseverständnis leidet darunter.

Typische Anzeichen einer LRS beim Schreiben:

  • Vertauschen oder Auslassen von Buchstaben: Insbesondere optisch ähnliche Buchstaben wie „b“ und „d“ werden häufig verwechselt.
  • Fehlerhafte Rechtschreibung: Wörter werden inkonsistent und häufig falsch geschrieben, sogar beim Abschreiben.

 

Die Rolle der Schule und Fachkräfte

Neben diesen direkten Symptomen gibt es auch indirekte Anzeichen wie Schulangst, Vermeidungsverhalten oder psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen. Manche Kinder entwickeln außerdem Kompensationsstrategien, wie das Auswendiglernen von Texten, um Misserfolge zu vermeiden. Frühzeitige Erkennung und Unterstützung sind hier entscheidend. Weitere Infos dazu findet ihr hier: https://www.bvl-legasthenie.de/

Was bedeutet das für die Fachkräfte in den Schulen? Mit der Wahrnehmung der Problematik habt ihr den ersten und wichtigsten Schritt bereits getan. Ein Gespräch mit den Eltern über die Möglichkeit einer LRS Testung zum Beispiel bei einem Kinder – und Jugendlichen Psychotherapeuten bildet die Grundlage für die passende Förderung. Das kann zum Beispiel Nachhilfe oder Lerntherapie sein. Bei einer diagnostizierten LRS sollte zeitnah ein passender Nachteilsausgleich mit dem Kind und den Eltern besprochen und gewährt werden.

Bei der Beobachtung von LRS Symptomen, kann zunächst auch ein Selbsttest von zu Hause aus eine erste Orientierung geben: LRS-Test • Worthelden

10 effektive Übungen für den Unterricht und zu Hause

  1. Silbenstraßen/Silbenteppiche: Dabei lernt das Kind, Silben schnell zu erkennen und sie zu Wörtern zusammenzusetzen. Dies fördert die Leseflüssigkeit und das Leseverständnis.
  2. b oder d? Bei Buchstaben, die beim Schreiben häufig verwechselt werden, ist es hilfreich, sich zunächst einen der beiden Buchstaben als „Lieblingsbuchstaben“ auszusuchen. Sucht Wörter, in dem er möglichst oft vorkommt, findet alle Lieblingsbuchstaben in einer Geschichte, zeichnet ihn, knetet ihn… So lässt sich dieser Buchstabe für das Kind leichter von seinem „Bruder“ unterscheiden.
  3. Blitzlesen: Diese Übung verbessert die Erkennung von Silben und Wörtern im Ganzen. Das Kind wird schneller und sicherer im Lesen:zum Blitzlesen
  4. Silben Stadt-Land-Fluss: Wörter in Silben teilen zu können, bildet eine wichtige Grundlage für das Erlernen von Rechtschreibstrategien und ist auch beim Lesen hilfreich. Bei dieser Übung sucht ihr zu einem festgelegten Anfangsbuchstaben ein Wort mit einer Silbe, ein Wort mit zwei Silben, ein Wort mit drei Silben usw.
  5. spuken oder spucken? Unterscheidung von kurzen und langen Selbstlauten: Klappt das lautgetreue Schreiben, ist der nächste große Schritt das Erkennen der Unterschiede zwischen kurzen und langen Selbstlauten. Der Vergleich von Wortpaaren kann hier als eine gute Übung dienen: Hasen und hassen, Koma und Komma, kam und Kamm, beten und Betten usw.
  6. Regeln ableiten: Sobald das Kind weiß, ob Selbstlaute lang oder kurz gesprochen werden, lassen sich viele Rechtschreibregeln ableiten, die dann plötzlich ganz logisch erscheinen und nicht mehr nur trocken auswendig gelernt, sondern verstanden werden können.
  7. Um-fahr-en: Wortbaustein-Übungen: Das Wissen über Wortbausteine hilft dem Kind, Wörter richtig zu schreiben. Mit dem passenden Material können aus einzelnen Wortbausteinen möglichst viele Wörter kreiert werden. Vielleicht beginnt ihr mit einem Wortstamm und überlegt, wie viele Wörter ihr dazu finden könnt?
  8. Lesegitter – Eine Übung zum sinnentnehmenden Lesen: Das Kind bekommt ein Leserätsel und soll die entsprechenden Texte ganz genau lesen und inhaltlich erfassen, um herauszufinden, wo zum Beispiel die Tiere oder Objekte (um die es in den Texten geht) auf einer Art Spielfeld (das eigentliche Lesegitter) hingehören. Dort werden sie dann in der richtigen Reihenfolge oder Anordnung abgelegt, bis sich das Spielfeld ganz gefüllt hat.
  9. Verständnisfragen stellen: ein alter Hut, aber natürlich besonders für Kinder mit LRS eine sehr sinnvolle Übung. Das Kind liest einen Text, im Anschluss stellt ihr ihm Fragen zum Inhalt. Wichtig: Beginnt hier sehr einfach! Und: Der Spieß lässt sich auch umdrehen, indem das Kind die Aufgabe bekommt, sich Fragen für euch zu überlegen.
  10. Texte visualisieren: Beim Überfliegen von Texten wird bei dieser Übung auf Schlüsselworte geachtet. Anschließend wird überlegt, ob es sich um einen Ablauf-Text handelt, oder um eine andere Textart. Passende Visualisierungen, die bereits vorliegen, werden nun mit den Schlüsselworten entsprechend verbunden und visualisiert. Die Visualisierungen sind eine tolle LRS Übung und für Kinder mit Sprech- und Sprachproblemen oft ein guter Weg, um Textinhalte buchstäblich zu „sehen“.

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