Im Kontext unserer Zusammenarbeit mit Team:werk bei der Tafelrunde wird Anna Lisa die Frage klären, was sich hinter Team:werk verbirgt und euch verschiedene Meetingformen für den Schulalltag und eure Zusammenarbeit vorstellen.
Zum Start ins neue Jahr möchten wir, das Sozialunternehmen Team:werk, die allgemeine Aufbruchsstimmung nutzen und für unser Herzensthema motivieren, das wir mit digitive teilen: Zusammenarbeit unter Lehrkräften fördern. Wir stellen euch unsere Vision vor, präsentieren einige Beispiele für digitale Kommunikation in Unternehmen und machen Vorschläge, wie diese in die Schule übersetzt werden können.
Von der Idee
Lehrkräfte sind Führungskräfte im Klassenzimmer und der zentrale Hebel für Innovationen in unserer Gesellschaft. Sie begleiten Klassen, die letztendlich große Teams sind und lernen müssen, als solche zu agieren. Das fällt oft nicht leicht, wenn eine Kultur des Lernens und Teilens nicht auch im Kollegium existiert. Denn gelebt werden muss diese mindestens von der Lehrkraft selbst, wenn sie Einzug ins Klassenzimmer erhalten soll. Um nun die Führungskräfte unseres Bildungssystems in diesem Bereich weiterzubilden, gründete sich Team:werk. Getrieben von der Vision, Lehrkräftebildung innovativ zu denken und Weiterbildung neu zu gestalten, fassten Andrea Seitz und Anna Ginkel 2020 den Entschluss, mit ihrem Sozialunternehmen wirkungsorientiert Lehrkräfte zu schulen.
Digitalität als Chance nutzen
Während der Pandemie wurden Online-Konferenzen und die nun im virtuellen Raum vorwiegend stattfindende Arbeit zum Mittel der Wahl, welches vielerorts allerdings mehr notgedrungen als begeistert eingesetzt wurde. Gerade im Bildungsbereich, wo viele Prozesse auf analoge Weise gestaltet worden waren, wurde die nun im Eilzug stattfindende Digitalisierung oftmals als Hindernis statt als Vorteil gesehen. Dabei zeigen bereits zahlreiche Unternehmens- und Unterrichtskonzepte in anderen Ländern, was eine digitale Welt des Lernens und Lehrens bieten kann und warum es sich lohnt, hier einen Blick hineinzuwerfen.
Schule und das dahinterstehende Bildungssystem zielen u.a. darauf ab, Lernende auf ihre weitere Berufslaufbahn vorzubereiten. Diese wird in nahezu sämtlichen Bereichen fortwährend flexibilisiert und digitalisiert. Ohne entsprechenden Zugang auf lerntheoretischer und praktischer Ebene fehlt Schüler:innen der notwendige Einblick und das hinreichende Verständnis in Bezug auf sich etablierende Technologien und neue Arbeitsprozesse. Hier ist wichtig zu beachten, dass nicht nur Tätigkeiten als solche zunehmend von Digitalität bestimmt werden, sondern auch, dass Teams im virtuellen Raum kooperieren und funktionieren müssen. Das meint sowohl Aspekte wie Effizienz und Produktivität, aber auch weiche Faktoren, in welchen es vermehrt darum geht, auf zwischenmenschlicher Ebene gut miteinander arbeiten zu können. Wenn nun noch einmal in Betracht gezogen wird, dass Schule genau darauf vorbereiten muss, sind ganz andere Ansätze vonnöten als noch vor einigen Jahrzehnten.
Teambuilding digital
Ein Zusammengehörigkeitsgefühl online zu schaffen, wirkte auf viele Lehrkräfte zunächst so, als müsste das Rad neu erfunden werden. Wo vorher noch der Klassenraum war und die Tischordnung einen Großteil der Dynamik bestimmte, fanden sich nun Kacheln in einer virtuellen Konferenz. Und wo ein Lehrkräftezimmer zum Austausch untereinander zur Verfügung stand, befindet sich nun ein Termin im Kalender, zu welchem man zwar zusammenkam, eine gute Kommunikationskultur aber häufig schwer zu etablieren war. Dabei kann Teambuilding auch digital stattfinden und neue Chancen eröffnen, trotz räumlicher Distanz eng miteinander zu arbeiten. Der Weg dahin blieb nur oft verborgen. Um diesen zu entdecken, darf offline Kollaboration nicht einfach in den digitalen Raum gepresst, sondern muss verstanden und übersetzt werden.
Wie neue Wege entstehen: indem man sie geht
Wie kommt man nun also zu einer offenen Kommunikationskultur, die Zusammenarbeit unter Lehrkräften fördert und in welcher Digitalität nicht als notwendiges Übel gesehen wird? Für einen ersten Schritt kann es hier sinnvoll sein, in einen Bereich zu schauen, in dem das, was zunächst unmöglich scheint, bereits funktioniert: Die freie Wirtschaft, in der große und kleine Unternehmen agil und flexibel über Grenzen hinweg arbeiten. Dies gelingt ihnen anhand verschiedenster Methoden, die dazu führen, dass Austauschmöglichkeiten und Variationen der Zusammenarbeit entstehen, um das ganze Unternehmen dem eigentlichen Ziel, beispielsweise der Launch eines neuen Produkts, näher zu bringen. Ein konkretes Beispiel hierfür sind die verschiedenen Meetingformen sein, die eine Firma für sich etabliert und als Team für gut befunden hat:
- Ein tägliches 15-minütiges Stand-Up, bei dem Mitarbeitende reihum zusammentragen, was sie am Vortag erreicht haben, welche Aufgaben sie an diesem Tag angreifen möchten und wo sie dafür Hilfe benötigen.
- Ein regelmäßig stattfindendes Weekly oder Monthly kann dazu beitragen, dass in bestimmten Zeitabständen besprochen und reflektiert wird, wo man sich gerade in einem Prozess befindet und welche kurz- oder langfristigen Ziele man als Einzelperson und als Team verfolgen will. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, die nächsten Schritte konkret festzulegen, aber auch die bisher unternommenen Schritte zu beleuchten und zu hinterfragen.
- Auch kleinere Zusammenkünfte spielen eine tragende Rolle: Das One-on-one-Meeting bietet die Möglichkeit, sich gemeinsam auf einen Kaffee in einem Online-Raum zu treffen und informell auszutauschen. Sicherlich kann es hierbei auch um berufliche Aspekte gehen. Dann ist es wichtig, gemeinsam darüber nachzudenken, welche Informationen auf welchem Weg zurück an das gesamte Team zurückgespielt werden sollten.
Zurück in die Schule – aber wie?
Sicherlich sind nicht immer alle Methoden, die aus dem Unternehmensbereich kommen, für das Bildungswesen geeignet oder umsetzbar. Terminkalender sind häufig voll und nicht immer besteht die Möglichkeit, sich auf einen Plausch zu treffen und sich dabei Gedanken um die Rückkoppelung von wichtigen Aspekten zu machen. Sich jedoch über verschiedene Möglichkeiten der digitalen Kommunikation bewusst zu werden und einige im eigenen Kollegium anzustoßen, kann eine große Hebelwirkung besitzen. Auch wenn man sich selbst nicht als technikaffinste Person sieht, ist eine offene Haltung und ein wenig Neugierde gegenüber innovativen Methoden und Technologien etwas, das Schüler:innen brauchen, wenn sie selbst auf eine Arbeitswelt von morgen vorbereitet werden wollen. Und wenn Lehrkräfte diese Kultur des Lernens und Teilens nicht vorleben – wer dann?