Als ich im letzten August an meine neue Schule gekommen bin, bot mir die Schulleitung an, auch eine AG anbieten zu dürfen. Da ich im Rahmen meines Referendariats eine Zusatzqualifikation zum Thema „BNE“ (Bildung für nachhaltige Entwicklung) gemacht hatte, fragte ich nach, ob ich nicht eine Nachhaltigkeits-AG an der Schule starten könnte. Bisher hatte es eine solche AG noch nicht gegeben, weshalb ich auch relativ schnell die Zusage für die AG bekam. Nach der ersten Freude kam jedoch der Moment, wo ich mich mit der konkreten Planung und Organisation beschäftigen musste. Wie genau sollte diese AG aufgebaut sein? Was genau würde ich dort eigentlich machen wollen? Und auf welche Weise könnte ich mit dieser AG für mehr Nachhaltigkeit an der eigenen Schule sorgen? All diese Frage galt es zu beantworten, um mit der AG einen guten Start hinzulegen. Ich möchte euch an dieser Stelle einmal zeigen, wie genau ich diesen Start gemacht habe und welche Ideen ich bis jetzt umsetzen könnte, um euch zu zeigen, wie auch ihr eine solche AG an eurer Schule starten könnt. Falls ihr ebenfalls noch Tipps oder Anmerkungen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare, ich bin immer gespannt auf neue Ideen.
Was genau heißt „nachhaltig“ eigentlich?
Vor dem Start galt es eigentlich für mich selbst erstmal zu schauen, was ich inhaltlich so machen möchte. Bei dem Begriff „nachhaltig“ ist die Richtung klar: Ich möchte die SchülerInnen zu nachhaltigem Denken anregen. Sie sollen erkennen, dass ein nachhaltiger Lebensstil notwendig ist, um für kommende Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Dabei möchte ich Probleme nicht von oben herab erklären, sondern aktuelle Probleme gemeinsam entdecken und zusammen mit ihnen Lösungsansätze formulieren, die wir dann der Schulgemeinschaft zugänglich machen. Doch hierzu müsste ich für mich erstmal definieren, was genau „nachhaltig“ denn nun bedeutet. Basis für die eigene Definition waren hier die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung, der UN Agenda 2030. In ihnen sind 17 Ziele formuliert, die breite Teile der Gesellschaft abdecken: Neben Punkten wie „Klimaschutz“ oder „Nachhaltiger Konsum“ finden sich auch Punkte wie „Keine Armut“ oder „Geschlechtergleichheit“ dort wieder. Das zeigt, dass der Nachhaltigkeitsbegriff hier nicht nur auf den Bereich Umwelt, sondern auf die gesamte Gesellschaft bezogen ist: Nur eine Welt, in welcher alle Menschen gute und faire Lebensbedingungen haben, kann nachhaltig sein. Insofern gibt es für die AG genügend Punkte, welche wir aufgreifen und je nach Interesse der SchülerInnen in den Fokus setzen können.
Start mit dem ökologischen Fußabdruck
Zum Start in die AG hatte ich mir überlegt, dass die SchülerInnen erstmal selbst überprüfen sollten, wie nachhaltig sie bereits leben. Dazu habe ich mich des „ökologischen Fußabdrucks“ bedient, eines Programms, welches auf Basis von Antworten errechnet, wie viele Erden nötig wären, wenn jeder Menschen so wie man selbst leben würde. Hier werden verschiedene Faktoren abgefragt, wie Mobilität, Essgewohnheiten oder Stromverbrauch. Wir haben dazu einen Online-Test verwendet, welchen ihr hier finden und selbst einmal nachspielen könnt. Hatten die SchülerInnen vorher damit gerechnet, relativ nachhaltig zu leben, so waren sie am Ende doch erstaunt, dass bei vielen 2-3 Erden nötig wären, um ihren Lebensstil aufrecht zu erhalten. Dadurch inspiriert kamen wir dann zu der Diskussion, wie wir diesen hohen Wert für uns verringern könnten. Zumal einige SchülerInnen auch zweifelten, ob es denn überhaupt ausreiche, wenn man „selbst“ aktiv werden würde. Als Inspiration haben wir uns in der folgenden Stunde dann ein Video angeschaut, in welchem die Influencerin Marie Johnson 50 Ideen, wie jeder nachhaltig leben kann vorgestellt hat. Wir haben dieses Video angeschaut, über verschiedene Punkte diskutiert und einige auch selbst ausprobiert. In der dann folgenden Stunde haben wir gemeinsam ein Ranking mit den 5 besten Tipps erstellt und diese Tabelle ziert seitdem unseren eigenen Schaukasten im Schulflur. Das war sozusagen unser erstes größeres Projekt für die AG.
Der nachhaltige Schokoladentest
Nach diesem Projekt begann so langsam die Weihnachtszeit und da wir kurz vor Ende einer AG-Stunde noch über Schokolade gesprochen hatten, überlegte ich mir, ob man nicht daraus mal ein spannendes Thema machen könnte: Unter welchen Bedingungen wird Schokolade produziert? Warum kostet eine Schokolade 50 Cent, die andere 1,50€? Wie nachhaltig ist eigentlich Schokolade? Um all diesen fragen nachzugehen, machte ich mit der AG einen Ausflug zu einem nahe befindlichen Supermarkt und wir schauten uns das Schokoladen-Regal dort einmal an. Nachdem wir die Schokoladen verglichen hatten (Preis, abgebildete Siegel etc.), kauften wir 3 Beispielexemplare, die wir für einen Test nutzen sollten: Anhand von Faktoren wie Preis, Geschmack, Verpackung oder „Siegel“ wollten wir herausfinden, welche Schokolade am nachhaltigsten war. Wieder in der Schule probierten wir die einzelnen „Herausforderer“ und erstellten eine Tabelle.
In der darauffolgenden Stunde informierten wir uns dann schließlich über die einzelnen Siegel und schauten, inwiefern die wirklich ein Indikator für nachhaltige Herstellung waren. Als Basis diente dazu diese übersichtliche Seite des NABU. Gleichzeitig setzten wir uns hierbei auch mit den Problemen auseinander, wenn Schokolade eben nicht nachhaltig produziert wird: Umweltschäden oder Kinderarbeit sind nur einige negative Folgen, die auch mit dem Kauf nicht-nachhaltiger Schokolade zusammenhängen. Am Ende dieses Prozesses entstand schließlich eine Art „Verbrauchertest“, welcher den Testsieger unseres kleinen Tests kürte. Auch dieser Test fand natürlich seinen Weg in unser Schaufenster und hier folgten dann auch die ersten Rekationen der Schulgemeinschaft, die die Arbeit unserer AG wahrgenommen haben. Für die SchülerInnen war es eine tolle Motivation, als sie sahen, dass ihre Arbeit auch andere interessierte.
Das wirkliche Highlight (zumindest für die SchülerInnen) erfolgte dann aber in den folgenden Stunden. Da wir im Test auch eine sehr billig produzierte Schokolade dabei hatten, kam die Frage auf, wie teuer es eigentlich wäre, selbst eine nachhaltige Schokolade zu produzieren. Wir informierten uns also darüber, aus welchen Zutaten eine Schokolade eigentlich besteht und wo man diese nachhaltig kaufen konnte. Zur nächsten Stunde besorgte ich die jeweiligen Zutaten dann, wir berechneten die Mengenpreise für 100g und mit Wasserbad und co produzierten wir dann unsere eigene nachhaltige Schokolade, für die wir am Ende einen Mindestverkaufspreise von 1,09€ errechneten. Da wir gleich mehrere Tafeln produziert hatten, konnten die SchülerInnen zwei Tafeln mitnehmen und damit in der Schule ein wenig Werbung für das Thema machen.
Ein Blick in die Zukunft
Ich hoffe, euch mit diesen zwei kurzen Projekten Iden gegeben zu haben, wie ihr auch an eurer Schule das Thema Nachhaltigkeit etablieren oder sogar eine eigene Nachhaltigkeits-AG einrichten könnt. Falls ihr noch Infos oder Material benötigt, schreibt mich gerne an und fragt nach. Aktuell planen wir einen Podcast zum Thema „Plastikmüll – Eine Gefahr für die Weltmeere“ und sichern dazu noch erste Informationen. Hiervon hoffe ich dann auch demnächst mal berichten zu können. Ansonsten bin ich nach anfänglicher Skepsis doch recht froh, wie sich die AG entwickelt hat. Die SchülerInnen waren zu Beginn noch ein wenig zurückhaltend, aber mittlerweile hat sich eine gute Basis entwickelt, die spannende Fragen zu bestehenden Problemen mit dem Streben nach dem Entwickeln von Lösungsansätzen kombiniert. Das Ziel, Nachhaltigkeit vertieft in der Schule zu etablieren, ist auf einem guten Weg und daran trägt das Interesse der SchülerInnen einen großen Teil bei. Genauso wie auch die Schule, welche mir die Möglichkeit gegeben hat, diese Idee umzusetzen. Auch wenn wir als Schulgemeinschaft die Welt nicht auf einen Schlag nachhaltig machen können, so tragen wir doch in kleinen Teilen dazu bei, den Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft zu gehen.