Als Filmfan freue ich mich immer, wenn sich eine Gelegenheit bietet, einen Film auch im Unterrichtskontext einzusetzen. Bereits vor 3 Jahren habe ich z.B. „Der Patriot“ mit Mel Gibson in meinem Geschichts-LK geschaut und analysiert. Im letzten Jahr war ich mit meinem Latein-GK sogar im Kino und wir haben „Gladiator II“ geschaut. In diesem Jahr behandle ich mit dem gleichen Grundkurs (Jg 13) Vergils Aeneis und beim Überlegen eines motivierenden Einstiges für das Thema kam mir der Gedanke, auch hier einen Film einzusetzen: Wolfgang Petersens Historienfilm Troia aus dem Jahr 2004. Die „modern“ interpretierte Version von Homers Ilias passt insofern perfekt zu dem Thema, da der troianische Sagenkreis ein Unterpunkt des Kerncurriculums ist und es eine kurze Szene gibt, in welcher Aeneas und seine Aufgabe, eine neue Heimat für die Troianer zu finden, „eingeführt“ wird. Einziges Problem: Der Film geht fast 3 Stunden und dauert damit eigentlich viel zu lange zum Schauen. Deshalb musste ich mir eine Methode ausdenken, wie ich den Film „kürzen“ und trotzdem noch methodisch sinnvoll einsetzen konnte.

Die Umsetzung
Im Endeffekt habe ich mich für einen Mittelweg entschieden: Ein größerer Teil des Mythos sollte über „Kurzvorträge“ von den Schüler:innen vorbereitet werden und dann haben wir das Ende des Films gemeinsam geschaut. Wichtig war hierbei, dass die besagte Szene mit Aeneas auf jeden Fall im Film zu sehen ist. Da diese aber gut 10 Minuten vor dem Ende kommt, war dies kein Problem. Konkret habe ich meine Lerngruppe in sechs Kleingruppen aufgeteilt und sie zu folgenden Themen Kurzvorträge von maximal 2 Minuten (als Hausaufgabe) erarbeiten lassen:
1. Urteil des Paris (Achtung: Römische Namen der Götter verwenden!)
2. „Raub“ Helenas + Reaktion des Agamemnon
3. Belagerung Troias + Rolle des Achilles
4. Tötung von Patroklos
5. Tötung von Hektor
6. Das Troianische Pferd
Zusätzlich zu dem Kurzvortrag sollten die Schüler:innen dann auch noch ein Foto/Mindmap/Handout zu ihrem Thema erstellen, damit die Schüler:innen über die Stunde hinaus Infos bezüglich der einzelnen Ereignisse hatten. In der Stunde selbst lief es dann folgendermaßen ab:
15 Minuten: Halten der Kurzvorträge und damit Zusammenfassen des bisherigen Inhalts des Troia-Mythos
30 Minuten: Schauen des Films (Amazon-Fassung ab 2:12:05)
Hier ist noch zu erwähnen, dass im Film das Urteil des Paris z.B. gar nicht vorkommt, was aber für das Ende des Films nicht relevant ist. Konkret setzt der Film vor Odysseus List ein, man könnte bei den Kurzvorträgen also den letzten Punkt theoretisch auch streichen bzw. den Beginn des Films bei weniger Zeit auch noch nach hinten verschieben. Insgesamt konnte ich so mit einer Hausaufgabe in 45 Minuten einen „filmreifen“ Einstieg in Vergils Aeneis und den troianischen Sagenkreis durchführen.
Weitere Planung
Mit dem Schauen des Films war diese Stunde dann vorbei. In der nächsten Stunde am folgenden Tag habe ich dann mit einer LearningApp erstmal den Verlauf des troianischen Krieges wiederholt. Hierbei zeigte sich, dass die Schüler:innen die zentralen Elemente des Mythos noch im Kopf hatten.
Danach ging es nochmal auf einen genaueren Blick auf die „Aeneas-Szene“ des Films. In dieser erhält (wunder pathetisch!) Aeneas (hier von Paris) nicht nur seinen Auftrag, eine neue Heimat für die Troianer zu suchen, sondern Paris erklärt ihm auch, dass Troia niemals untergehen werde, solange das Schwert Troias in der Hand eines Troianers sei. Diese Szene lässt sich nun aufgreifen, um die Schüler:innen spekulieren zu lassen, wieso jener Aeneas eine der wichtigsten Figuren der römischen Geschichte werden sollte und wo (bzw. warum!) es eine Verbindung vom Troia-Mythos zu den Römern gibt. Insofern erfolgt dann der direkte Übergang zu Vergil und der „römische“ Einstieg in die Einheit zur Aeneis.
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