Auslandssemster Spanien

Erfahrungsbericht: Mein Auslandssemster an der Universidad de Salamanca

Seit einiger Zeit habe ich das Bedürfnis verspürt, einmal auf mein Auslandssemester zurückzublicken. Mit 10 Jahren Abstand ist mein Aufenthalt in einer der schönsten Städte Spaniens zwar schon etwas her, aber es ist eine Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte und die ich jedem Studierenden heute noch empfehlen kann.

Gedanken vor dem Auslandssemster

Warum Spanien?

Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten: Mit meiner Fächerkombination aus Latein und Geschichte durfte ich nicht nach England gehen, da diese Option an meiner Universität ausschließlich Studierenden mit dem Fach “Englisch” vorbehalten war. In der Schule hatte ich neben Latein auch Spanisch gelernt, daher fiel meine Wahl auf Spanien. Salamanca war dabei meine erste Wahl, da das Spanisch dort besonders dialektfrei sein soll und ich die geforderten Sprachkenntnisse bereits besaß. Für Barcelona hätte ich damals B2 oder sogar C1 gebraucht, was ich bei der Bewerbung noch nicht vorweisen konnte. Zweit- und Drittwahl wären Murcia und Teneriffa gewesen.

Codex
Geschichte entdecken im Kloster San Sebastian
Und der Freund?
Natürlich habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht, was während der sechs Monate im Ausland mit meiner Beziehung passieren würde. Letztendlich hätte diese Beziehung es mit oder ohne Auslandssemester nicht überlebt. Ich kenne Paare, die an der Auslandserfahrung gescheitert sind, während es bei anderen funktioniert hat und sie heute noch zusammen sind. Wieder andere erlebten im Ausland untreue Partner. Was ich damit sagen möchte: Wenn ihr den Wunsch habt, ins Ausland zu gehen, macht eure Entscheidung nicht von einer anderen Person abhängig. Eine Beziehung kann auch ohne einen Auslandsaufenthalt scheitern.

Das Auslandssemester: Mehr als nur ein akademisches Abenteuer

Was bringt mir überhaupt ein Auslandssemester?

Diese Frage ist berechtigt, vor allem angesichts meiner Fächerkombination. Ein Aufenthalt im Ausland kann im Studium auch Rückschritte bedeuten, da man möglicherweise nicht alle Module eines Semesters absolvieren kann. Zudem können je nach Land nicht unerhebliche Kosten entstehen. Glücklicherweise war Salamanca nicht wesentlich teurer als mein Studentenleben in Deutschland und mit dem Zuschuss von Erasmus gut finanzierbar, obwohl man einen großen Teil des Zuschusses erst nach dem Aufenthalt erhielt. Das Staatsexamen und somit das Studium habe ich nach 13 Semestern abgeschlossen. Dieser verlängerte Studienzeitraum ergab sich unter anderem neben dem Auslandssemster durch ein halbjähriges Praktikum, das ich zwischenzeitlich absolvierte. Im Fach Latein ist es generell üblich, dass nur sehr sehr wenige Studierende  ihr Examen vor dem 10. oder 11. Semester machen.

Salamanca
Blick von der Kathedrale auf die Stadt
Persönliche Entwicklung

In Spanien, weit weg von Freunden und Familie, war ich zum ersten Mal komplett auf mich allein gestellt, in einem fremden Land, dessen Sprache nicht meine Muttersprache war. Das hat mich in meiner persönlichen Entwicklung sehr geprägt. Die spanische Mentalität, obwohl lockerer, und die Herausforderungen im Umgang mit Bürokratie haben mich viele Nerven gekostet, aber auch wachsen lassen. So hatte ich beispielsweise erst Wochen nach Semesterstart meinen Studentenausweis.

La Universidad de Salamanca

Das Studium in Spanien unterschied sich grundlegend von dem, was man als Lehramtsstudentin in Deutschland gewohnt ist. Dort studierte man als angehende Lehrkraft nur ein Fach, entweder Geschichte oder Latein. Besonders in Geschichte gab es wesentlich mehr Schwerpunkte, und ich fand die Prähistorik beispielsweise unglaublich spannend und habe viel über diese Zeit gelernt. In der Archäologie hingegen erlebte ich eine Dozentin, die sehr streng war und wenig Rücksicht auf uns Erasmus-Studierende nahm. Für Geschichte kann ich mich nicht mehr genau erinnern, aber die Lateinkurse waren jede Woche durchweg vierstündig, was ich persönlich sehr schätzte. Das Lateinstudium in Salamanca bot mir wesentlich mehr als in Deutschland. Wir widmeten uns einem Semester lang intensiv einer Lektüre und analysierten diese Wort für Wort. Dadurch lernte ich unglaublich viel über Vergil, seinen Wortbau, Stil und Ausdruck sowie über die Person selbst. Es ging nicht nur um klassische Übersetzungen, sondern um echte Literaturwissenschaft. Das fand ich großartig und habe es in Deutschland sehr vermisst.

Uni USAL
Einblick in meinen Übungsraum in Latein

Die Uni fand zudem meist in zwei Blöcken statt. Einmal von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr und dann anschließend nach der Siesta nochmals zwei Stunden bis in den Abend. Für mich war es damals eine Umstellung zu den gewohnten Studienzeiten aus Deutschland.

Salamanca ist an und für sich eine sehr traumhafte Stadt, in dessen historischen Ambiente die Universität untergebracht war. So war beispielsweise das Zentralgebäude der Sprachwissenschaften ein alter Palast. Das war irgendwie schon ziemlich cool, wenn ich an die typischen Gebäude deutscher Universitäten denke.

Blick von meinem Lieblingsort in Salamanca
Blick von meinem Lieblingsort in Salamanca

Leben in Salamanca: Kultur und Alltag

Mein Leben in Salamanca

Mein Leben in Salamanca war geprägt von der Erfahrung, mit drei anderen Studentinnen aus dem Ausland in einer WG zu leben. Ein Problem dabei war, dass wir alle aus dem Ausland kamen und uns hauptsächlich auf Englisch statt auf Spanisch unterhielten. Dies stellte in meinen Augen ein generelles Problem dar, da die Spanier wenig Interaktion mit den Erasmus-Studierenden suchten, was dazu führte, dass wir vor allem mit anderen Deutschen, Briten und Südamerikanern in Kontakt waren. Die Wohnungen in Spanien sind anders aufgebaut als in Deutschland. In den meisten Wohnblöcken gibt es einen Pförtner, der das Gebäude umsorgt und darauf aufpasst. Generell war in Salamanca immer eine hohe Polizeipräsenz zu beobachten, was mir tatsächlich ein sehr sicheres Gefühl gab. Man musste nachts als Frau keine Angst haben, alleine unterwegs zu sein.

Blick auf Salamanca
Die Umgebung von Salamanca
Das soziale Leben und die Entdeckung Spaniens

Neben dem Studium habe ich natürlich auch Salamanca und andere Städte Spaniens erkundet. Rückblickend würde ich heute vermutlich noch mehr Ausflüge machen.

BLICK AUF SEGOVIA
Blick mit mir auf Segovia
Eindruck aus Sevilla
Eindruck aus Sevilla

Fazit: Eine Erfahrung fürs Leben

Ein Auslandssemester ist mehr als nur eine akademische Erfahrung; es ist eine Chance, persönlich zu wachsen und eine neue Kultur intensiv zu erleben. Trotz aller Herausforderungen würde ich diese Erfahrung nicht missen wollen und empfehle jedem Studierenden, diese Chance zu ergreifen.

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